Historische Chronologie der Orte der Gemeinde Niederzier
Ellen
Um 1190
• Die Jülicher Grafen gründen ein Norbertinerinnen-Konvent
1234
• Der Ellener Prior Rabodo wird genannt
1261
• Erwähnung des Ellener Probstes Ludolf
1652
• Kirche und Kloster werden von Grund auf erneuert
1672-1678
• Schwere Verwüstungen durch verschiedene militärische Besatzungen
1734-1757
• Wiederaufbau der Klostergebäude
1789
• Ellen gehört im Amt Nörvenich zum Gericht / Dingstuhl Hambach
1798
• Zerstörung der Kirche und Klostergebäude durch französische Truppen
1802
• Schließung des Klosters der Prämonstratenserinnen und Verstaatlichung seines Besitzes
1816
• Ellen gehört bis 1935 zur preußischen Bürgermeisterei (ab 1928 Amt) Arnoldsweiler
1887
• Sanierungs- und Neubauarbeiten an der Kirche sind beendet
1935
• Ellen wird selbstständige Gemeinde im Amt Merzenich
1953/1954
• Wiederaufbau der zerstörten Pfarrkirche St. Thomas von Canterbury
Ab 1970
• Erschließung des Neubaugebietes Streffenweg / Reitweg
1972
• Die ehemalige Gemeinde Ellen kommt zur neu gebildeten Gemeinde Niederzier
1981, 30. April
• Das Dorfgemeinschaftshaus wird in Betrieb genommen
1990
• 800-Jahrfeier von Kloster und Dorf Ellen
Hambach
893
• Erste Erwähnung von Burg Obbendorf im Prümer Urbar
1317
• Erste Erwähnung eines von den Jülicher Grafen erbauten Schlosses westlich von Obbendorf
1402-1423
• Bau der Pfarrkirche als Hallenkirche
1512
• Eine Pulverexplosion zerstört die Pulvermühle, der Wohntrakt des Schlosses Hambach wird nur unerheblich beschädigt
1526
• Beginn des Schlosserweiterungsbaus
1542
• Niederländische Truppen zerstören Schloss und zahlreiche Gebäude im Ort
1548-1580
• Neubau des Schlosses
1576
• Die bisherige Kapelle von Hambach wird selbstständige Pfarre
1610
• Eine kleine reformierte Gemeinde existiert in Hambach
1650
• Schloss Hambach dient als landesherrliches Jagdschloss
1689
• Französische Truppen stecken den Ort in Brand
Ende des 18. Jahrhunderts
• Das Schloss zeigt starke Verfallsspuren
1789
• Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Hambach ein Dingstuhl mit zehn zugehörigen Dörfern im Amt Nörvenich
1816
• Zur preußischen Bürgermeisterei Hambach (ab1928 Amt Hambach) gehören die Gemeinden Hambach, Stetternich, Krauthausen, Selgersdorf, Daubenrath und Altenburg
1936
• Die Gemeinde Hambach kommt zum neugebildeten Amt Stetternich
1944, 22. November
• Evakuierung des Ortes
1945
• Starke Kriegsschäden im Ort und am Schloss
1945, 12. August
• Der schwer beschädigte Kirchturm stürzt ein
1952
• Beginn des Schulneubaus
1972
• Hambach kommt zur Gemeinde Niederzier
Huchem-Stammeln (mit Selhausen)
Ende des 12. Jahrhunderts
• Erstmalige Erwähnung als Hocheym. Mit seinem erst im 15. Jahrhundert erwähnten Nachbarort Stammeln war Huchem früh zusammengewachsen.
1317
• Erste Erwähnung von Selhausen
15. Jahrhundert
• Huchem und Stammeln gehören zum Dingstuhl Hambach im Amt Nörvenich
1454
• Eine Mahlmühle zu Köttingen/Köttenich ist quellenmäßig belegt
16. Jahrhundert
• Die Kölner Stifte St. Gereon und St. Severin besitzen einen Hof in Huchem
1807
• In Köttenich sind 2 Mahlmühlen vorhanden
1816
• Huchem und Stammeln gehören zur preußischen Bürgermeisterei Birkesdorf, ab 1928 Amt Birkesdorf
1863-1864
• Neubau der Pfarrkirche
1864
• Die Pfarre St. Josef Huchem-Stammeln wird selbstständig, auch Selhausen wird dieser zugeordnet
1889
• Gründung der Fa. Schoeller Textil, Einstellung der Produktion ab dem Jahr 2000
1972
• Huchem-Stammeln kommt zur Gemeinde Niederzier
1983, im September
• Übergabe des Bürgerhauses
Krauthausen
1290
• „Cruthusen“ wird als Siedlungsplatz genannt
1579
• Eine der ältesten Papiermühlen im Raum Düren-Jülich ist in Krauthausen belegt
1789
• Krauthausen gehört bis Ende des 18. Jahrhunderts zum Dingstuhl Hambach im Amt Nörvenich
1816
• Die Gemeinde Krauthausen gehört zur preußischen Bürgermeisterei Hambach, ab 1928 Amt Hambach
1875
• Der Ausbau der Landstraße Niederzier-Krauthausen ist abgeschlossen
1879
• Eine Postagentur wird eingerichtet
1916
• Das Wellpappenwerk Rheinland verlegt den Firmensitz von Jülich nach Krauthausen
1936
• Die Gemeinde Krauthausen kommt zum Amt Stetternich
1972
• Krauthausen kommt zur Gemeinde Niederzier
Niederzier
871, 20. Oktober
• Der Weiler Berg wird erstmals erwähnt. Es ist der älteste urkundliche Beleg eines Ortsteils der Gemeinde Niederzier
893
• Erstmalige Erwähnung von Haus Eilen (Alina) im Prümer Urbar
898, 4. Juni
• Erstmalige Erwähnung von Zier (Ober- und Niederzier sind bis Ende des 14. Jahrhunderts in den Quellen kaum zu unterscheiden) als Curnilo
und
922, 11. August
als Cyrina
1165, 29. August
• Vermutliche Konsekration einer Pfarrkirche in Niederzier. Der Taufstein in der Turmkapelle datiert aus diesem Jahrhundert
1302, 9. Januar
• Erstmalige Erwähnung eines Schöffengerichtes in Niederzier und des Bürgewaldes
1436
• Die Abtei Kornelimünster überträgt ihr Mannlehen, das Haus Landau zwischen Niederzier und Hambach, an Johann von Hochsteden (erste Erwähnung von Haus Landau). Landau wird 1543 zerstört, zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel der Wohnplatz wüst.
1526
• Die Eheleute Arnt von Hochsteden und Katharina Bucks besitzen die Wasserburg Niederzier (erstmalige Erwähnung der Burg)
1549
• Niederzier gehört neben anderen Orten zum Schöffengericht Hambach im Amt Nörvenich
1584
• Plünderung durch spanische und schwarzenburgische Truppen
1621
• Gründung der St.-Nikolaus-Schützenbruderschaft
1633-1644
• Massive Schäden an der Burg und im Ort während des 30-jährigen Krieges
1666/67
• Die Pest fordert 78 Opfer
1672-1678
• Kaiserliche, holländische, spanische und französische Truppen plündern und marodieren in Niederzier und Umgebung. Viele Bewohner fliehen in den Bürgewald. Burg Niederzier wird zerstört und 20 Jahre später wieder aufgebaut.
1765
• Der Wiederaufbau der Vorburg ist beendet
1794, im Oktober
• Einmarsch französischer Truppen in Niederzier und Umgebung
1798
• Aus der Bürgermeisterei Niederzier mit den Ortschaften Niederzier und Oberzier wird die Mairie Niederzier
1814
• Neubau des Pfarrhauses. Niederzier und Oberzier haben je eine Primärschule
1816
• Die Bürgermeisterei (seit 1928 Amt) Niederzier im Landkreis Düren besteht aus Niederzier, Oberzier, Berg und Eilen
1824
• Neubau einer einschiffigen Hallenkirche unter Pfarrer Christian Joseph van Berti. Einweihung am 13.7.1826
1828/1829
• Neubau des Schulhauses (Mädchenschule) an der Bachstraße
1848, 31. Januar
• Als letztes Mitglied der Familie von Hochsteden verstirbt Maria Josina Franziska Gräfin von Hochsteden auf Schloss Niederzier
1852
• Otto Schmill erwirbt die Burg Niederzier
1854
• Die Niederzierer Erbwälder Kötter, Paforst und Liaten werden verkauft und aufgeteilt
1860/61
• Neubau einer zweiten Schule an der Ecke Kölnstraße/Bachstraße/Kirchstraße (Knabenschule)
1868, 17. August
• Konsekration der Niederzierer Pfarrkirche
1881
• Bau eines neuen Spritzenhauses an der Mädchenschule
1892
• Eine Postagentur wird eingerichtet
1905/1906
• Erweiterungsbau für die Pfarrkirche. Es entsteht eine Kreuzkirche mit Querschiff und Chorraum
1918, 4. Dezember
• Englische Besatzung in Niederzier, ab 1919 Oktober französische Besatzung (in Niederzier bis Januar 1926)
1921
• Die Gemeinde Niederzier kauft die Burg, in der Folge Sanierung und Ausbau zum Verwaltungssitz
1923
• Im Unterbau des Kirchturmes wird eine Kriegergedächtniskapelle eingerichtet
1928
• Einrichtung einer Müllabfuhr
1929
• Beschluss über den Bau einer zentralen Wasserversorgungsanlage für die Gemeinden Niederzier, Oberzier, Huchem-Stammeln und Selhausen.
1944, 24. November
• Evakuierung des gesamten Ortes
• Zahlreiche Gebäude (darunter 42 Wohnhäuser und die Burg) werden während der Kriegshandlungen zerstört, in der Bevölkerung gibt es viele Opfer
1945, 24. Februar
• Amerikanische Truppen besetzen Niederzier kampflos
1946
• Gründung der Ordensniederlassungen der Franziskanerinnen von Salzkotten (Gertrudisstift) und der Herz-Jesu-Priester in Niederzier (Andreashaus)
1953
• Neubau des Feuerwehrgerätehauses in der Breitestraße
• Wiederaufbau des Burggebäudes
1954/1955
• Neubau der Volksschule am Weihberg
1961/1962
• Rege Bautätigkeit in der Gemarkung „Hambacher Feld“
1969, 30. Juni
• Die Gemeinden Niederzier und Oberzier schließen sich zur amtsfreien Gemeinde Niederzier zusammen
1969, 1. August
• Errichtung einer Hauptschule für die Schuljahrgänge 5-9, seit dem Schuljahr 1972/1973 im neuen Gebäude zwischen Niederzier und Oberzier, Schulbetrieb endet im Juli 1992
1972, 1. Januar
• Der neuen Gemeinde Niederzier gehören an: Ellen, Hambach, Huchem-Stammeln, Krauthausen, Lich, Niederzier, Oberzier, Selhausen und Steinstraß.
1975
• Bau des Erweiterungsgebäudes für die Gemeindeverwaltung
1978, 16. Oktober
Betriebsbeginn des Braunkohlentagebaus Hambach
1987, im Oktober
• Begründung der Partnerschaft mit der nordfranzösischen Stadt Vieux-Condé
1991
• Abschluss der Umsiedlung von Lich-Steinstraß in die Stadt Jülich
• Ausbau des Renteigebäudes
1992, 1. August
• Errichtung einer Gesamtschule des Schulverbands Niederzier-Merzenich
1993, 13. März
• Nach umfangreichen Erweiterungen und Umbauten wird das Jugendheim aus dem Jahre 1972 als Bürgerbegegnungsstätte eingeweiht
1994, 9. Dezember
• Erster Spatenstich für das Gewerbegebiet Talbenden/Rurbenden
1996, im Dezember
• Die ersten Wohnungen im Neubau des „Sophienhofs“ sind fertiggestellt
2010, 6. Mai
• Spatenstich für das Wohnungsbau- und Gewerbeprojekt „Neue Mitte“ zwischen Oberzier und Niederzier
Oberzier
12. Jahrhundert
• Oberzier ist Pfarrort
1308
• Erst seit dem 14. Jahrhundert ist Oberzier quellenmäßig eindeutig von Niederzier zu unterscheiden
1672-1678
• Oberzier wird von unterschiedlichen Militärs schwer verwüstet
1789
• Oberzier gehört zum Dingstuhl Hambach im Amt Nörvenich
1816
• Die Gemeinde Oberzier gehört zur preußischen Bürgermeisterei Niederzier, ab 1928 Amt
1870/1871
• Neubau der Pfarrkirche St. Martin (Konsekration am 13. August 1874)
1893
• Gründung des St.-Josefs-Hauses der Franziskanerinnen von Salzkotten als Einrichtung zur Krankenpflege und für die Erziehung von Waisen
1969, 30. Juni
• Die Gemeinden Niederzier und Oberzier schließen sich zur amtsfreien Gemeinde Niederzier zusammen
1972
• Oberzier kommt zur Gemeinde Niederzier
1984, 2.September
• Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses
Die Recherchetätigkeiten zur Historie verdanken wir dem Geschichtsverein in der Gemeinde Niederzier 1985 e. V.
Der Geschichtsverein in der Gemeinde Niederzier hat all diese kostbaren Informationen zur Geschichte unserer Gemeinde Niederzier recherchiert und aufbereitet.
Wir möchten an dieser Stelle einen Aufruf an alle Bewohner der Ortschaften der Gemeinde Niederzier starten.
Der Geschichtsverein sucht für Projekte noch aktive Mitstreiter!
- Wer hat Lust sich mit den jeweiligen Dorfgeschichten auseinanderzusetzen?
- Wer möchte mit seinen Ideen weiterhelfen?
- Wer möchte frischen Wind in unsere Gemeinschaft bringen?
Das Alter spielt dabei keine Rolle!
Auch Zugezogene sind herzlich willkommen! Unsere Ortschaften bieten so viel unerforschte Geschichte, dass für jeden die Möglichkeit besteht, sich auf seinem Interessengebiet einzubringen.
Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben, kontaktieren Sie den Geschichtsverein:
Grüner Weg 17
52382 Niederzier
Mobilnummer: 0177/ 4734269
Gut zu wissen:
jeden Montag ab 18 Uhr in der Breitestrasse 20.
Geschichtlicher Abriss
Seit der kommunalen Neugliederung des Raumes Aachen zum 1.1.1972 besteht die Gemeinde Niederzier aus den neun Ortschaften Ellen, Hambach, Huchem-Stammeln, Krauthausen, Lich, Niederzier, Oberzier, Selhausen und Steinstraß. Mit dem Aufschluss des Tagebaues Hambach im Jahre 1978 erfolgte Zug um Zug die Umsiedlung der Ortschaften Lich und Steinstraß, deren Bevölkerung überwiegend im Jülicher Stadtteil "Neu-Lich-Steinstraß" eine neue Heimat fand.
Die Gemeinde Niederzier liegt zwischen der Rur im Westen, der Bundesautobahn A 4 im Süden, dem Tagebau Hambach mit den Resten des Bürgewaldes im Osten und den weiten Feldern des Jülicher Landes im Norden. Von Süden nach Norden fließt durch das Gemeindegebiet der Ellebach, in dessen fruchtbarer Niederung in der geographischen Mitte der Zentralort Niederzier gelegen ist, der unserer Gemeinde den Namen gibt.
Die älteste urkundliche Erwähnung eines Ortsteils der Gemeinde Niederzier geht auf den 20. Oktober 871 zurück. An diesem Tag bestätigt König Ludwig der Deutsche dem Kloster Prüm Besitzungen, u.a. einen Herrenhof in "villa Berga". Im Zusammenhang mit anderen Urkunden, insbesondere dem Prümer Urbar von 893, ist unzweifelhaft, dass es sich dabei um den Weiler Berg bei Niederzier handelt.
Die beiden Orte Niederzier und Oberzier, bereits im 12. Jahrhundert nachweisbar, sind bis zum 14. Jahrhundert anhand der schriftlichen Quellen kaum auseinanderzuhalten. In der ältesten überlieferten Form erscheint im Jahre 922 die Ortsbezeichnung "Cyrina". Ob das 898 erwähnte "Curnilo mit (Nieder- oder Ober)Zier in Verbindung gebracht werden kann, ist unsicher. Seit dem 13. Jahrhundert sind verschiedene Namensträger eines jülichschen Ministerialgeschlechtes belegt, die nach ihrer Herkunft benannt sind (de Zeyrne, de Cyrne, de Zyrne).
Lange vor der ersten schriftlichen Erwähnung war unsere Region von Menschen besiedelt. Zeugnis davon legen die umfangreichen archäologischen Funde ab, die bis in die Steinzeit zurückreichen. Sie wurden durch den Aufschluss des Tagebaus Hambachs entdeckt und konnten somit der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zu den prachtvollsten gehört sicherlich der so genannte Goldschatz von Hambach, der in die Zeit um 100 v.Chr. datiert wird. Diese Gegenstände, die wohl aus einer Eburonensiedlung stammen, weisen Gemeinsamkeiten mit Objekten aus westlichen und südlichen Regionen auf und verbinden so das niederrheinische Gebiet mit von den Kelten besiedelten Landschaften.
Bis zum Einmarsch der Franzosen in das linksrheinische Gebiet im Herbst 1794 gehörten die Ortschaften der heutigen Gemeinde Niederzier unter pfalzbayrischer Hoheit zum Herzogtum Jülich. Ellen, Hambach, Huchem, Krauthausen, Niederzier, Selhausen und Stammeln gehörten verwaltungsmäßig zum Dingstuhl Hambach, der dem Amtmann des Amtes Nörvenich unterstand. Oberzier gehörte zur Kellnerei Hambach im Amt Düren.
Mit der Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch die Franzosen zwischen 1794 und 1814 kam auch die Niederzierer Region unter französischer Verwaltung. Für die Bevölkerung begannen schwere Zeiten der Unterdrückung durch Requisitionen, Kontributionen und Einquartierungen. Die Besatzungszeit war darüber hinaus geprägt von einem steten Wandel in der Organisation der zentralistisch orientierten Verwaltung. Behörden und Verwaltungsstrukturen wurden errichtet, wieder aufgelöst und durch andere ersetzt. Letztlich setzte sich die Einteilung in Departements, Arrondissements, Kantone, Mairien und Communes durch.
Seit 1802 gehörten Niederzier und Oberzier zur Mairie Niederzier, Ellen zur Mairie Arnoldsweiler, Huchem, Stammeln, Krauthausen, Selhausen zur Mairie Birkesdorf, Hambach zur Mairie Hambach.
An der Verwaltungsspitze stand ein Maire, dem ein Agent zur Seite gestellt wurde. Schließlich beendeten die militärischen Erfolge der Verbündeten im Januar 1814 die französische Herrschaft.
Durch die Neuordnung der europäischen Landkarte auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815 kamen die Rheinlande zu Preußen. Düren wurde Verwaltungssitz des gleichnamigen Landkreises im 1816 neu gebildeten Regierungsbezirk Aachen. Die französische Verwaltungsstruktur wurde weitgehend beibehalten. Die Bürgermeisterei Niederzier, ab 1928 nach einer Änderung des Gemeindeverfassungsrechts als "Amt" bezeichnet, umfasste Niederzier und Oberzier und hatte bis zum Jahre 1969 Bestand. Zum 1.1.1969 schlossen sich die beiden Gemeinden unter gleichzeitiger Auflösung des Amtsverbandes zu einer amtsfreien Gemeinde zusammen Damit war eine wesentliche Grundlage für die Entscheidung des Landesgesetzgebers bei der Neuordnung des Raumes Aachen vom 14.12.1971 gegeben. Mit dem Inkrafttreten dieses Gesetzes zum 1. Januar 1972 schlug die Geburtsstunde der heutigen Gemeinde Niederzier, die wohl eine der schwierigsten neuen Gemeindegebilde war. Gemeinden und Gemeindeteile aus fünf verschiedenen Verwaltungsbezirken und zwei verschiedenen Kreisen wurden zur neuen amtsfreien Gemeinde Niederzier zusammengeschlossen. In den sieben Ortschaften leben heute rd. 14.900 Einwohner. Die Wasserburg Niederzier wurde 1921 von der Gemeinde erworben und in der Folge umfangreich repariert und umgebaut. Sie dient seit dieser Zeit als Verwaltungssitz. 400 Jahre lang war die Burg im Besitz der Familie von Hochsteden gewesen. Nach der Zerstörung durch französische Truppen um 1674 ist im Jahre 1698 das Herrenhaus und 1765 die Vorburg wieder aufgebaut worden. Ein zweites Mal wurde die Burg durch die Kämpfe an der Rurfront am 11. Februar 1945 zerstört. Nach vollzogenem Wiederaufbau nahm die Amtsverwaltung am 6. Oktober 1954 ihr Domizil wieder in Besitz.
In den Jahren 1975 und 1976 erfolgte die Erweiterung der Burg als Verwaltungssitz durch einen architektonisch geschmackvoll angepassten Erweiterungsbau.
Die geographische Lage der Gemeinde zwischen den Städten Düren und Jülich zwingt auch zukünftig in besonderem Maße, Einrichtungen der Daseinsvorsorge zu schaffen, die heute auch die Bürgerinnen und Bürger im ländlich geprägtem Bereich erwarten. Hierfür bieten die Folgemaßnahmen des 1978 aufgeschlossenen Tagebaus Hambach – eine der bedeutendsten Braunkohlevorkommen in der Bundesrepublik - weitere Entwicklungsmöglichkeiten, so dass auch künftig entgegen der allgemeinen demografischen Entwicklung Wachstum an Bevölkerung und Gewerbe angestrebt wird.
Gewerbegebiet Rurbenden
Der Schwerpunkt der gewerblichen Entwicklung der Gemeinde Niederzier liegt mit dem Gewerbegebiet „Rurbenden“ in der Ortschaft Huchem-Stammeln, wo sich über 40 Gewerbebetriebe, die sich überwiegend auf das verarbeitende Gewerbe, den Handel und den Dienstleistungsbereich erstrecken, auf einer Fläche von ca. 60 ha niedergelassen haben. Eine Erweiterungsfläche von ca. 25 ha wird östlich der Bahnlinie in den nächsten Jahren nach Bedarf fortentwickelt.
Das Gewerbegebiet „Rurbenden“ liegt verkehrsgünstig. Über den direkten Anschluss an die B 56 beträgt die Entfernung zur Autobahnauffahrt Köln-Aachen weniger als 1 km.
Leistungsschau
Seit dem Jahre 1986 veranstalten die im Gewerbegebiet Rurbenden ansässigen Gewerbebetriebe jährlich in der Regel am 2. Sonntag im September eine „Leistungsschau“, die sich mit den Jahren zu einer beliebten regionalen Gewerbeschau für die ganze Familie entwickelt hat und tausende von Besuchern zählt.
Weiterführende Literatur
- Niederzier - Zeittafel zur Geschichte 871 – 2000, Niederzier 2012
- Robert Engelmann, Helmut Jerusalem, Helmut Krebs: Die Flur- und Straßennamen der Gemeinde Niederzier, Niederzier 1997
- Peter Marx, Niederzier. Zeittafel zu seiner Geschichte 871-1975. Erste Ergänzung, Niederzier 1996
- 1100 Jahre Niederzier-Hambach-Berg 893-1993, 1993
- Pumpen und Brunnen in der Gemeinde Niederzier, Niederzier 1993
- Peter Marx, Niederzier. Zeittafel zu seiner Geschichte 893-1975, Niederzier 1992
- Wegekreuze, Bildstöcke und Kapellen in der Gemeinde Niederzier, Niederzier 1990
- Ludger Horstkötter, Das Kloster der Prämonstratenserinnen zu Ellen, Düren 1990
- Niederzier. Erinnerungen in alten Bildern, Niederzier 1982
- Heinrich Candels, Ellen. Geschichte des Dorfes und des Klosters der Prämonstratenserinnen, Mönchengladbach 1979
- Georg Haskamp, Ober-Cyrin. Eine Chronik, Mönchengladbach 1967